Musik kennt keine Grenzen

 

Dieses Motto begleitet das Internationale Musikfest des Musikverein Stadtkapelle Markgröningen e.V. in diesem Jahr zum 50. Mal. Seit 1967 findet dieses Fest jedes Jahr eine Woche vor dem Schäferlauf statt. 70 Kapellen aus 22 Nationen sind der Einladung des Markgröninger Vereins über all die Jahre gefolgt und haben ein Wochenende lang die Stadt mit ihrer Musik gefüllt und gezeigt, dass Musik verbindet.

Vollkommen zu Recht wurde das Fest mehrmals als Beitrag zur Völkerverständigung bezeichnet. Das Internationale Musikfest hat sich in Markgröningen etabliert; aus dem Terminkalender der Stadt ist es längst nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus genießt das Musikfest im In- und Ausland einen guten Ruf, dies wird nicht zuletzt dadurch bestätig, dass viele Gastkapellen bereits mehrmals den Weg in die ehemalige Reichsstadt gefunden haben.

Dass wir 2016 das 50. Internationale Musikfest feiern können ist vor allem einem Mann zu verdanken: Otto Ritz. Beinahe drei Jahrzehnte lang hat er die Geschicke des Musikvereins gelenkt und den Verein geprägt. Durch sein stetes Streben etwas Besonderes in Markgröningen zu veranstalten, hat sich das Internationale Musikfest nach seiner Entstehung immer weiterentwickelt.

 
Wie kam es dazu?


Kleinere Wald-, Frühlings- oder Sommerfeste gehörten bereits in den 50er Jahren fest in den Terminkalender des Musikvereins. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums wurde das Sommerfest 1960 auf dem Benzberg (heute St.-Martin-de-Crau-Platz) abgehalten. Als Besonderheit sollte, laut Beschluss der Hauptversammlung vom März 1959 eine ausländische Kapelle eingeladen werden. Als erstes wurde eine österreichische Kapelle angeschrieben, die in der Zeitschrift „Der süddeutsche Volksmusiker“ annonciert hatte und um Kontakt mit einer Kapelle im Raum Stuttgart gebeten hatte. Nach zwei missglückten Versuchen sollte es doch kurzfristig klappen: Die Musikkapelle aus Pettneu in Tirol folgte der Einladung nach Markgröningen und das Jubiläumsfest vom 2.-4. Juli 1960 wurde ein voller Erfolg. Ab 1962 wurden die Sommerfeste eine Woche nach dem Schäferlauf durchgeführt. Die Beteiligung mindestens einer ausländischen Kapelle etablierte sich ab 1964: die Musikkapelle Almelo aus den Niederlanden kam in die Schäferlaufstadt.

 

Das Internationale Musikfest im Wandel der Zeit


Vergleicht man den Ablauf des ersten Musikfestes mit dem des 50. so sieht man schnell: vieles ist gleich geblieben, aber manches ist ganz anders.

Der gesellschaftliche Wandel und die politischen Entwicklungen im letzten halben Jahrhundert sind nicht spurlos am Internationalen Musikfest vorbeigegangen. Während bei den ersten  Internationalen Musikfesten die Gastkapellen, ihre Musik und ihre Kultur im Mittelpunkt standen und die Infrastruktur bzgl. Getränke- und Speisenangebot übersichtlich ausgeprägt war, nahm dieser Bereich über die Jahre an Bedeutung zu. Neben der Sektbar, die von Beginn an angeboten wird, haben sich Pilsbar, Longdrinkbar, Weinstand, Biergarten etc. hinzugesellt und die Getränke- und Speisekarte ist deutlich erweitert worden. Diese Veränderungen waren notwendig, um die Attraktivität des Internationalen Musikfestes zu erhalten bzw. zu steigern.

In Zeiten günstiger Reisen sowie der ständigen Verfügbarkeit von Informationen im Internet ist der Auftritt einer ausländischen Gastkapelle allein nicht mehr ausreichend, dem Musikfest die notwendige Attraktivität zu verleihen. Hier mussten neue Wege gesucht und das Programm entsprechend verändert werden. Des Weiteren sind aufgrund knapper Kassen der öffentlichen Hand Vergünstigungen weggefallen bzw. reduziert worden. Um die Einnahmen einigermaßen konstant zu halten sind immer größere Ausgaben notwendig. Eine genaue Kostenkontrolle und eine sorgsame Gesamtplanung sind unerlässlich geworden.

Ohne Ehrenamt und Idealismus der Mitglieder wäre das Internationale Musikfest in dieser Form heute nicht mehr möglich.

 

Die Internationalen Gäste

 

Die Gastkapellen waren und sind das Alleinstellungsmerkmal beim Internationalen Musikfest.

In der Zeit eines geteilten Europas waren bei den ersten Internationalen Musikfesten insbesondere Gäste aus Osteuropa eine Publikumsattraktion: Bei ihrer Ankunft in Markgröningen wurden die Gastkapellen auf dem Markplatz durch den Bürgermeister und die Aktiven (meist mit Musik) begrüßt. Trotz oft erheblicher Verständigungsprobleme wurden die Gäste in Privatquartieren von Mitgliedern und Bevölkerung herzlich aufgenommen. Aus vielen „Musikfestgästen“ wurden Freunde, zu denen der Kontakt auch über die Jahre bis heute weiter gepflegt wurde.

Seit Anfang der 80er Jahre wurde das Finden von Übernachtungsmöglichkeiten mehr und mehr zu einem Problem. Seitens der Mitglieder und der Markgröninger Bevölkerung sank die Bereitschaft, Gäste aufzunehmen und der Verein wurde immer stärker mit Übernachtungskosten (anfangs nur  Hotels, später auch Massenquartier) finanziell belastet. Die Entwicklung, zeitweise nur eine ausländische Kapelle zum Internationalen Musikfest einzuladen, war und ist dieser Problematik geschuldet. Der Begeisterung unserer Gäste für unser Fest hat dies gleichzeitig keinen Abbruch getan. Viele der Kapellen sind mehrfach nach Markgröningen gekommen: fünf bzw. sechsmal waren die Spitzenreiter bereits bei uns zu Gast.

Davon unabhängig hat sich der Kontakt zu den Gastkapellen in den letzten Jahren verändert: durch Übernachtung in Hotels oder Massenquartieren ist der direkte Kontakt zwischen den Musikern zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich die Kontaktherstellung und –pflege im Vergleich zu den Anfängen deutlich erleichtert. Die langen Wartezeiten auf Briefe und die Verwendung von Telegrammen wurden in den letzten Jahren von Emails abgelöst. Verständigungsprobleme können dank Übersetzungsmaschinen aus dem Internet leicht gelöst werden.

Auch wenn in der Zeit der Globalisierung das musikalische Brückenbauen nicht mehr so wichtig erscheint: heute wie schon 1967 gilt: MUSIK VERBINDET.

 

Höhepunkte aus 49 Internationalen Musikfesten:

 

Das 1. Internationale Musikfest veranstaltete der Musikverein 1967. Als Gäste konnten eine Kapelle aus Kalmar/Schweden und die Schuhplattlergruppe aus Burgberg begrüßt werden. Weiterhin wirkten der „Fanfarenzug des 3. Regiments Hussard“ der französischen Armee sowie die Band der 7. US-Army mit.

Zum 50-jährigen Jubiläum des Musikvereins im Jahr 1970 versammelten sich am 4. Internationalen Musikfest insgesamt acht Kapellen aus 6 Nationen!

Das 10. Internationale Musikfest wurde 1976 in der Presse als Beitrag zur Völkerverständigung beschrieben. Dies kann man nur bestätigen, wenn man sich die Bilanz der ersten zehn Internationalen Musikfeste ansieht: 5 verschiedene Militärkapellen und 20 Kapellen aus 12 Nationen haben die Feste gestaltet, einige von ihnen waren mehrmals in Markgröningen zu Gast.

Anlässlich des 14. Internationalen Musikfests 1980 nannte der damalige Bürgermeister Vogel die Internationalen Musikfeste des Musikvereins „einen festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt Markgröningen, ja sogar besondere Höhepunkte. Sie sind ein attraktiver „Vorspann“ zum traditionellen Schäferlauf!“.

1986 fand anlässlich des 20. Internationalen Musikfestes die Uraufführung des Markgröninger Marsches statt, der von Stadtmusikdirektor Georg ter Voert komponiert worden war. 1989 konnte erstmals die Stadtkapelle Hamamatsu/Japan begrüßt werden. Diese Freundschaft wurde 1991 mit der Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrags besiegelt.

Das 75-jährige Bestehen des Musikvereins wurde 1995 beim 29. Internationalen Musikfest mit der Einladung der weitest entfernten Gastkapelle (Hamamatsu/Japan) und der treuesten (Unicov/Tschechien) gebührend gefeiert.

Entsprechend dem Wandel der Zeit gehört seit dem 32. Internationalen Musikfest die Gestaltung eines Abends mit einer Partyband fest ins Programm.

Anlässlich des 40. Internationalen Musikfestes 2006 wurde ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt eingeführt, der seit dem alle zwei Jahre stattfindet. Beim Jubiläumsfestzug am Sonntag nahmen neben den Gastkapellen 20 Vereine aus Markgröningen teil, somit zogen insgesamt 700 Teilnehmer durch die Straßen von Markgröningen.

2008 konnte eine weitere Nation in die Liste der Gastkapellen aufgenommen werden: erstmals war es gelungen, ein Orchester aus Polen in Markgröningen zu begrüßen.